Feuerwanzen & Co oder die kleinen Stinktiere

Die rot-schwarzen Feuerkäferchen oder “Friedhofstierchen” werden von den Zoologen als Feuerwanzen (Pyrrhocoris apterus) den Wanzen zugeordnet. Die Tiere haben einen Saugrüssel vorn am Kopf, mit dem sie ihre Nahrung aufnehmen. Sie gehören deshalb zu den saugenden Insekten. Die Vorderflügel der in Deutschland vorkommenden Feuerwanzen sind verkürzt, die Membran an ihrer Spitze fehlt. Deshalb kann man das zweite wichtige Merkmal von Wanzen nicht erkennen, nämlich die Unterteilung dieses Flügels in einen inneren festen Teil und eine häutige Membran an der Flügelspitze. Manchmal stößt man auf Tiere, deren Flügel noch weiter verkürzt sind. Fliegen können Feuerwanzen deshalb nicht. Sehr selten kommt an warmen Orten eine verwandte Art vor, die vollständige Flügel hat und dementsprechend auch flugfähig ist.
Die Feuerwanzen kommen häufig und in großer Zahl an warmen, trockenen Stellen vor. Besonders an Linden, Robinien und Malven sind sie häufig zu finden, da sie an deren Blüten saugen. Ein Schaden entsteht dabei aber nicht. Höchstenfalls unterbleibt die Bildung von Früchten. Auch ist beobachtet worden, wie die Feuerwanzen an toten Insekten saugen. Doch wie sie sich sonst ernähren, ist nicht bekannt. Schäden, die sie an Pflanzen verursachen, hat man bisher noch nicht beobachtet.

In den vergangenen warmen Jahren haben sich diese Wanzen gut vermehren können. An vielen Stellen sind sie so häufig, daß die Menschen sich von ihnen gestört fühlen. Die Tiere leben gesellig. Man findet meist mehrere beieinander und nicht selten zeigen sich Männchen und Weibchen in “Tandemstellung”, die sie über Stunden beibehalten. Die erwachsenen Tiere überwintern, und zwar ebenso gesellig, oft sogar zu vielen Hunderten in einem Klumpen im Laub unter Büschen oder dicht am Lindenstamm. Schon im zeitigen Frühling werden sie durch warme Sonnenstrahlen aufgeweckt und beginnen umher zu laufen. Wird es dann wirklich warm, legen sie Eier, aus denen kleine, zunächst fast ganz roten Larven schlüpfen. Ältere Larven sind rot, haben jedoch einen schwarzen Kopf und einen ebensolchen Fleck auf den Rückenschild. Auch die Flügelscheiden sind schwarz. Erst wenn sie erwachsen sind, zeigen sie ihre typische rot-schwarze Zeichnung.

Wie die meisten Wanzen, hat auch diese Art Wehrdrüsen. Damit geben sie einen unangenehmen Geruch ab, wenn das Tier bedrängt oder angegriffen wird. Besonders stark ist der Geruch, wenn eine Feuerwanze zerquetscht wird. Dadurch werden die anderen Tiere gewarnt.

Vom Pflanzenschutz her gibt es keinen Grund, Feuerwanzen zu bekämpfen. Es gibt auch keine Pflanzenschutzmittel mit dieser Indikation. Auch vom Blickwinkel der Hygiene gibt es keine Bekämpfungsnotwendigkeit. Die Tiere sind wirklich keine Schädlinge. Nun ekeln sich leider einige Mitbürger vor diesen Tieren, besonders wenn sie in der Wohnung auftauchen, was sie gelegentlich tun. Dann werden sie zum Lästling. Zur Beseitigung kann das Kehrblech mit Handfeger eingesetzt werden. Hierbei unterbleibt meist die Geruchsbelästigung, und man kann die Tier leicht in die Natur zurück befördern. Wenn man unter dem zahlreichen Auftreten von Feuerwanzen leidet, sollte man im zeitigen Frühjahr beim Harken an den besiedelten Stellen aufpassen, ob man nicht die “Überwinterungsklumpen” findet. Bringt man die gemeinsam überwinternden Tiere an eine freie besonnte Stelle in der freien Natur, ist man die Masse von ihnen los. Im Garten sollte man keine Pflanzenschutzmittel zum Abtöten der Feuerwanzen einsetzen, denn es würden nur Kontaktmittel, die dann alle Insekten, die damit in Berührung kommen, ebenfalls abtöten, auch die Nützlinge.

Eine weitere Wanze, die keinen Schaden verursacht, aber häufig versucht, in Wohnungen oder Häusern einzudringen, um zu überwintern, ist die “Große Stinkwanze” oder “Graue Gartenwanze” (Rhaphigaster nebulosa). Sie wird bis zu 16 mm lang, und ist damit eine unserer größten Baumwanzen. Der Rücken ist grau oder bräunlich mit vielen schwarzen Punkten. Im Sommer lebt sie auf Bäumen, Sträuchern und an verschiedenen Gemüsepflanzen. Bei schönen Wetter läuft sie lebhaft umher und fliegt auch häufig. In ganz Deutschland findet man diese Art; im Süden ist sie häufiger.

Obwohl die Wanze gerne an Pflanzen saugt, sind Schäden bisher nicht beobachtet worden. An schönen Tagen im Spätsommer und Herbst kann sie in großer Zahl an Hauswänden auftreten, von wo aus sie über geöffnete Fenster in die Zimmer gelangen. Auch die oberen Stockwerke von höheren Häusern werden nicht verschont. Allein die Größe jagt jeder Hausfrau schon einen Schrecken ein. Doch auch in vielen Büros, Treppenhäusern oder Werkstätten ist sie zu finden. In der Regel versteckt sie sich hinter Möbelstücken oder in Ritzen und Spalten. Wenn man sie findet, sollte man sie möglichst nicht erschlagen, da dabei die Stinkdrüsen geleert werden und ein unangenehm markanter und lang andauernder Geruch entsteht. Es empfiehlt sich deshalb die Tiere auf ein Kehrblech zu kehren und aus dem Fenster zu werfen. Die Gartenwanze hat in der geheizten Wohnung kaum eine Chance, den Winter zu überstehen, da sie in der Regel vertrocknet. Man sollte kein Schädlingsbekämpfungsmittel gegen sie einsetzen, da die großen und gut gepanzerten Tiere erst bei höheren Dosierungen sterben.

Sieht man ein einzelnes Exemplar, so sollte man es rasch aus der Wohnung entfernen. Versteckt sitzende Individuen sind durch insektizide Spritzmaßnahmen nicht zu treffen, da sie mit dem Wirkstoff nicht in Berührung kommen können.

Die Gefahr, dass die Wanzen Menschen stechen, ist so gut wie nicht gegeben. Nur selten gibt es Berichte, dass jemand gestochen wurde, und wenn, dann nur, wenn die Tiere zufällig z.B. unter die bloße Hautpartie eines Unterarms gerieten.



Frank.Burghause@dlr.rlp.de     www.gartenakademie.rlp.de