Deutschlandwetter im Winter 2011/12 Ein nasser und relativ milder Winter – trotz markanter Kälteperiode Anfang Februar

Stand: 02/28/2012
Der Winter 2011/12 verlief insgesamt vergleichsweise mild, bei deutlichem Niederschlags- und leichtem
Sonnenscheinüberschuss. Nachdem im Herbst 2011 noch zahlreiche Hochdruckgebiete die Witterung in Deutschland bestimmt hatten, kam Anfang Dezember eine ausgeprägte westliche Strömung in Gang, mit der zahlreiche Sturmtiefs über Nordeuropa ostwärts zogen. Sie führten überwiegend milde und sehr feuchte Luft heran. Mit einer Unterbrechung Mitte Januar hielt diese Großwetterlage acht Wochen lang an. Erst Ende Januar stellten sich den nordeuropäischen Sturmtiefs umfangreiche Hochdruckgebiete in den Weg, die aus Sibirien kommend sich bis Nordwestrussland erstreckten und eisige Kälte nach Mitteleuropa schaufelten. So herrschten – je nach Region – für zwei bis drei Wochen strenge Fröste in ganz Deutschland. Erst ab Mitte Februar konnte sich allmählich wieder mildere Luft durchsetzen. Das meldet der Deutsche Wetterdienst (DWD) nach ersten Auswertungen der Ergebnisse seiner rund 2 000 Messstationen.

Trotz eisiger erster Februarhälfte vergleichsweise milder Winter

Im Winter 2011/12 lag die Durchschnittstemperatur in Deutschland mit 1,0 Grad Celsius (°C) um 0,8 Grad höher im Vergleich zur international gültigen Referenzperiode 1961 bis 1990. Im Verhältnis zur Vergleichsperiode 1981 bis 2010 betrug die Abweichung lediglich +0,1 Grad. Von Anfang Dezember bis Ende Januar und in der zweiten Februarhälfte befand sich Deutschland meist im Zustrom milder
Luftmassen. Am höchsten kletterte das Quecksilber dabei im 983 m hoch gelegenen Mittenwald-Buckelwiesen am 24. Februar auf 17,3°C. Von Ende Januar bis Mitte Februar gelangte nahezu ganz Europa dagegen in den Einflussbereich der riesigen, nordwestrussischen
Hochdruckgebiete „Cooper“ und „Dieter“, die Deutschland vorübergehend unter eisiger Kälte aus Nordosten erstarren ließen. Verbreitet traten strenge Fröste von unter -20°C auf. Die kälteste
Nacht registrierten die Meteorologen des DWD in Oberstdorf am 6. Februar mit -29,4°C. An einigen Messstellen, vor allem in Schleswig Holstein und Mecklenburg-Vorpommern, wurden lange bestehende Rekorde unterboten.

Ein nasser Winter – im Westen wenig und im Süden viel Schnee

Mit einer Niederschlagsmenge von etwa 249 Litern pro Quadratmeter (l/m²) das entspricht 138 Prozent des Solls von 181 l/m² - gehört der Winter 2011/12 in Deutschland zu den acht nassesten seit 1881.
Die größten Gesamtsummen entstanden im West- und Nordweststau der Gebirge, wobei Freudenstadt im Schwarzwald mit etwa 687 l/m² an der Spitze lag. Am trockensten blieb Artern im nördlichen Thüringen mit
nur 80 l/m². Die höchste Tagesmenge meldete Beerfelden im Odenwald am 4. Dezember mit 70,3 l/m². Während der Winter 2011/12 in vielen Regionen des Westens nur sehr wenig oder überhaupt keinen Schnee brachte, fielen im Süden, besonders im Alpenvorland, teilweise erhebliche Schneemassen. In Reit im Winkl türmte sich die „weiße Pracht“ am 16. Februar immerhin 120 cm hoch auf.

Sonnenscheindauer überdurchschnittlich

Trotz der Nässe erlebte Deutschland auch einen sonnenscheinreichen Winter: Mit 182 Stunden übertraf er das Soll von 154 Stunden um 18 Prozent. Die sonnigste Station hieß Lenzkirch-Ruhbühl im östlichen
Schwarzwald mit 238 Stunden, die sonnenärmste war Lennestadt-Theten im Sauerland mit etwa 129 Stunden.


Das Wetter in den südlichen Bundesländern im Winter 2011/12

(In Klammern stehen jeweils die vieljährigen Mittelwerte)


Hessen: Hessen kam im Winter 2011/12 auf eine Durchschnittstemperatur von 1,1°C (0,3°C). Die Sonnenscheindauer mit etwa 183 Stunden (136 Stunden) und die Niederschlagsmenge mit 254 l/m² (193 l/m²) überstiegen den jeweiligen Klimawert deutlich. Der Hoherodskopf im Vogelsberg blieb dagegen mit rund 280 l/m² als eine der wenigen Stationen in Deutschland weit unter seinem Soll (379 l/m²). Die bundesweit größte Tagesmenge meldete Beerfelden im Odenwald am 4. Dezember mit 70,3 l/m².

Rheinland-Pfalz: Bei einem Temperaturmittel von 1,7°C (0,9°C) und etwa 277 l/m² (200 l/m²) zeigte sich Rheinland-Pfalz im Winter 2011/12 mit 205 Stunden (152 Stunden) als sonnenscheinreichstes
Bundesland.

Saarland: Die Experten des DWD registrierten im Winter 2011/12 hier im Mittel 1,7°C (1,2°C). Obwohl das Saarland mit etwa 194 Stunden (155 Stunden) zu den sonnenscheinreichen Gebieten gehörte,
präsentierte es sich mit 371 l/m² (255 l/m²) als das nasseste Bundesland. In Tholey nördlich von Saarbrücken kam am 4. Dezember eine 24-stündige Niederschlagsmenge von 65,2 l/m² zustande.

Baden-Württemberg: Mit 0,5°C (0,0°C) zählte Baden-Württemberg zu den kälteren Regionen. In der Reihe der sonnenscheinreichen Bundesländer belegte es mit rund 200 Stunden (169 Stunden) den zweiten Platz. Die deutschlandweit sonnenscheinreichste Station war Lenzkirch-Ruhbühl im östlichen Schwarzwald mit 238 Stunden. Auch beim Niederschlag landete Baden-Württemberg mit 311 l/m² (224 l/m²) auf den vorderen Rängen. Freudenstadt war im Winter 2011/12 mit etwa 687 l/m² der nasseste Ort Deutschlands.

Bayern: Bayern war im Winter 2011/12 mit -0,3°C (-1,0°C) das kälteste Bundesland. Trotzdem konnte der DWD sowohl die höchsten als auch die tiefsten Temperaturen in Bayern registrieren: München-Stadt
meldete am 2. Dezember ein Maximum von 16,6°C und Mittenwald-Buckelwiesen am 24. Februar 17,3°C. In Oberstdorf dagegen sank das Quecksilber in der Nacht zum 6. Februar auf -29,4°C, unmittelbar
über der 55 cm hohen Schneedecke sogar bis auf -34,9°C. Mit etwa 197 Stunden (171 Stunden) gehörte Bayern zu den sonnenscheinreicheren Bundesländern. Die Niederschlagsmenge betrug rund 280 l/m² (200
l/m²) und mit 604 l/m² war Oberstdorf die zweitnasseste deutsche Station. Sehr schneereich verlief der Winter 2011/12 im Bereich der Alpen: Zwischen dem 5. und 10. Januar erhöhte sich die „weiße Pracht“ auf der Zugspitze von 235 auf 400 cm und türmte sich am 25. Januar 5 Meter hoch auf. Reit im Winkl meldete am 16. Februar eine Schneedecke von 120 cm.



Alle in dieser Pressemitteilung genannten Monatswerte sind vorläufige Werte. Die für die letzten drei Tage des Monats verwendeten Daten basieren auf Prognosen. Bis Redaktionsschluss standen nicht alle Messungen des Stationsnetzes des DWD zur Verfügung.



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