Getreide und Kartoffeln in der Kinderernährung

Stand: 05/03/2021
Geballte Energie zum Sattessen

Getreideprodukte und Kartoffeln gehören bei Kindern zu jeder Hauptmahlzeit und können auch gut in Zwischenmahlzeiten integriert werden. Vor allem eine fleischreduzierte Kinderkost lässt sich durch vollwertige Getreide- und Kartoffelgerichte optimieren.
Die Variationen, Getreide zu verarbeiten sind unerschöpflich: Ob warm, kalt, süß oder pikant, als Risotto, Bratling oder Frühstücksbrei. Auch für Salate, Suppen oder Aufläufe ist Getreide bestens geeignet.
Getreideprodukte wie Brot, Brötchen, Müsli oder Haferflocken und Beilagen wie Kartoffeln, Nudeln und Reis spielen in der Kinderernährung eine wichtige Rolle. Sie liefern Kohlenhydrate als Energiequelle für alle Körperfunktionen und hochwertiges Eiweiß als Körperbaustoff. Damit Kinder aber nicht nur Kohlenhydrate, sondern auch andere wichtige Nährstoffe bekommen, sollte es möglichst häufig Getreideprodukte aus dem vollen Korn geben. Diese liefern mehr Vitamine und Mineralstoffe (vor allem B-Vitamine, Eisen, Zink und Magnesium) sowie Ballaststoffe und auch bestimmte sekundäre Pflanzenstoffe. Das alles steckt hauptsächlich in den Randschichten und im Keimling des Getreidekorns, die bei der Weißmehlherstellung dagegen entfernt werden. Daher sollte etwa die Hälfte der Getreidemenge aus Vollkorn bestehen.

Ballaststoffreiche Vollkornprodukte sorgen für eine gute Verdauung, einen gleichmäßigeren Blutzuckerspiegel und sättigen länger. Da die Ballaststoffe im Magen-Darm-Trakt quellen, ist darauf zu achten, dass Kinder genügend dazu trinken. Sonst kann es zu Bauchschmerzen und Verstopfung kommen. Vollkornprodukte besser nicht von heute auf morgen von „0 auf 100“ steigern, denn der Verdauungstrakt braucht ein wenig Zeit, um sich an die Mehrarbeit zu gewöhnen.


Vollkornbrot - Volle Kraft aus ganzem Korn

Viele denken, dass Weißbrot von Kleinkindern besser zu kauen und zu schlucken ist. Das stimmt jedoch nicht. Vollkornbrot aus fein vermahlenem Mehl lässt sich mit wenigen Zähnen leichter zerkleinern und fühlt sich im Mund beim Lutschen angenehmer an als Weißmehlprodukte, die im Mund zu einer klebrigen Masse verklumpen.
Weißbrot ist für jeden mit bloßem Auge zu erkennen. Bei Vollkornbrot hingegen kann der Schein trügen. Es kann aus fein gemahlenem Vollkornmehl hergestellt und hellbraun wie Mischbrot sein. Dagegen muss Mehrkornbrot keinesfalls ein Vollkornprodukt sein. Die dunkle Farbe von Körnerbrot kann durch den Einsatz von Malzextrakten entstehen. Deshalb ist es wichtig beim Bäcker genau nachzufragen oder in der Zutatenliste darauf zu achten, dass Vollkornmehl an erster Stelle steht.


Frühstückscerealien und Müsli

Kinder lieben Cornflakes, Smacks und Co. Dies sind meist hochverarbeitete Getreideerzeugnisse, die viel Zucker und Fett enthalten und als Süßigkeiten einzustufen sind. Zudem sind sie oft mit diversen Geschmackszutaten und Zusätzen von Vitaminen und Mineralstoffen angereichert.
Stark gesüßte oder geröstete Müslimischungen sowie Müsliriegel sind ebenfalls weniger empfehlenswert. Sind Kinder nicht von den gezuckerten Produkten wegzubringen, sollte man diese Cerealien mit Haferflocken mischen bzw. verlängern und die Kinder nach und nach an weniger süße Müslis gewöhnen. Dagegen sind Haferflocken und andere Vollkornflocken in natürlicher Form, gemischt mit Milch oder Joghurt und Obst, ein leckeres und ausgewogenes Frühstück.


Sattmacher - Getreidebeilagen in vielen Variationen

Getreidebeilagen sind am wertvollsten, wenn sie aus dem vollen Korn hergestellt sind. Vollkornnudeln oder -reis sind jedoch bei Kindern nicht so beliebt. Bewährt hat sich das Mischen von Vollkornnudeln mit hellen Nudeln. Dazu diese aufgrund der unterschiedlichen Garzeiten nacheinander ins Kochwasser geben. Es lohnt sich, Vollkornnudeln verschiedener Firmen auszuprobieren, denn Geschmack und Aussehen können sehr unterschiedlich sein.

Vollkornreis hat eine lange Garzeit und ist Kindern oft zu grobkörnig. Eine gute Alternative bietet Parboiled Reis. Er enthält zwar etwas weniger Ballaststoffe, liefert aber die Vitamine und Mineralstoffe des vollen Korns. Aufgrund seiner Klimawirkung sollte Reis jedoch nur selten auf dem Speiseplan stehen und es sollten heimische Alternativen wie Dinkel oder Grünkern bevorzugt werden.
Weitere Informationen: Reisanbau und die Folgen für unser Klima

Auch die nährstoffreiche Hirse schmeckt Kindern gut, z.B. in Form von Bratlingen oder im Auflauf.
Internationale Getreidegerichte, wie die italienische Polenta aus Mais, der türkische Bulgur und afrikanische Couscous - beides Weizenprodukte und auch als Vollkornversion erhältlich, sind als sättigende Beilage bei Kindern beliebt. Sie sind meistens vorbehandelt und haben eine kurze Garzeit. Bei sättigenden Süßspeisen wie Milchreis, Grießbrei oder Pfannkuchen ist ebenfalls der Vollkornversion der Vorzug zu geben.
Weitere Informationen: Bulgur, Couscous und Co.


Pseudogetreide - Voll im Trend

Amaranth, Quinoa und Buchweizen werden auch als Pseudogetreide bezeichnet, da sie botanisch zu anderen Pflanzenfamilien gehören, aber ähnliche Nährstoffe wie die Getreidearten aufweisen. Aufgrund ihres Mineralstoffgehaltes - vor allem viel Eisen und Zink - und des hohen Eiweißgehaltes werden sie auch als Superfood bezeichnet. Die glutenfreien Pseudogetreide bereichern die Vielfalt auf dem Speiseplan neben den bekannten Getreidearten wie Weizen, Dinkel, Roggen oder Reis. Sie können wie Reis gekocht und verwendet werden. Amaranth wird auch gerne gepoppt in Müslis verzehrt. Allerdings wird der Einsatz der Pseudogetreide für Kinder unter 2 Jahren aufgrund der darin enthaltenen Gerbstoffe und Saponine nicht empfohlen. Zudem legt vor allem Quinoa weite Transportwege aus den Anden zurück. Amaranth gibt es immer häufiger auch aus deutschem Anbau.
Weitere Informationen: Amaranth und Quinoa – glutenfreie „Pseudogetreide“


Kartoffeln - Tolle Knolle
Kartoffeln liefern hochwertiges Eiweiß und Vitamin C. Kartoffeln kann man mehrmals in der Woche, in unterschiedlichen Zubereitungsformen, auf den Tisch bringen. Zudem essen Kinder sehr gerne Kartoffeln, z.B. als Pellkartoffeln oder frisches Kartoffelpüree. Auch Kinder mit Lebensmittelallergien vertragen frische Kartoffeln in der Regel sehr gut.
Bei Landwirten in der Region erhält man Kartoffeln meistens in einer großen Sorten- und Geschmacksvielfalt und kann so den Speiseplan zusätzlich bereichern.
Um abwechslungsreiche Kartoffelgerichte zuzubereiten, sollte man die Kocheigenschaften der Kartoffeln bei der Zubereitung berücksichtigen:
  1. Mehlig kochende Kartoffeln sind ideal für Püree, Klöße und Gnocchi
  2. Vorwiegend festkochende Kartoffeln sind ein Alleskönner und ideal für Salz-, Brat- oder Ofenkartoffeln, Gratins, Aufläufe und Eintöpfe
  3. Festkochende Kartoffeln sind optimal für Kartoffelsalat, Pell- und Ofenkartoffeln
Tipp: Gemüsemuffel sollten besonders häufig Kartoffeln essen, weil sie vitamin- und mineralstoffreich sind und somit einen gewissen Ausgleich zur gemüsearmen Ernährung schaffen können.


Pommes, Bratkartoffeln & Co.

Kinder sollten Pommes frites, Bratkartoffeln oder Rösti maximal einmal in der Woche essen. Diese Kartoffelzubereitungen enthalten viel verstecktes Fett. Tiefgefrorene Kartoffelprodukte für den Backofen enthalten weniger Fett als Produkte für die Fritteuse.
Beim Braten oder Backen darauf achten, dass die Kartoffelprodukte leicht gebräunt sind. Bei stark gebräunten Kartoffelprodukten muss mit einem hohen gesundheitsschädlichen Acrylamidgehalt gerechnet werden.

Weitere Informationen: Acrylamid - weiterhin ein Risiko?


Praxistipps - So schmeckt es den Kids
  • Brotgesichter: Ein bunt dekoriertes Vollkornbrot mit Tomate, Gurke oder Paprika in Form von Gesichtern sieht verlockend aus.
  • Pausenbrot aufgespießt: Ein Brot in kleine Quadrate geschnitten und abwechselnd mit Cocktailtomaten, Gurkenscheiben, Trauben, Käsewürfeln etc. auf Holzspieße gesteckt.
  • Ein „Zebrabrot“ bringt Abwechslung: Oben eine Scheibe helles Brot und unten eine Scheibe Vollkornbrot verwenden.
  • Zum Backen von Brot und Kuchen vorwiegend Vollkornmehl oder Mehl der Mehltype 1050 verwenden. Dieses Mehl enthält etwa 1050 mg Mineralstoffe pro 100 g. Eine weitere Möglichkeit ist das Mischen von Vollkornmehl mit Weißmehl, denn oft werden Gebäcke dieser Mischung von Kindern besser angenommen.
  • Wenn Kinder ihre Flocken mit einer Getreidequetsche selbst herstellen, erhöht das den Spaß beim Essen und schmeckt doppelt so lecker. Zudem bleiben beim frischen Zubereiten empfindliche Inhaltsstoffe des Getreidekorns erhalten.
  • Vor allem Kindergartenkinder mögen gerne einen warmen Brei. Es lohnt sich Hirsebrei oder Hafer-Porridge zuzubereiten und als nährstoffreiches Frühstück anzubieten.


4 Portionen Getreide oder Kartoffeln täglich


© BLE
1 Portion entspricht:
  • 1 Scheibe Brot, so groß wie die Handinnenfläche.
  • 1 Portion Getreideflocken, Nudeln, Reis oder Kartoffeln, passen in die Schale, die mit zwei Händen geformt wird.

Die Portionsgröße wächst mit steigendem Alter der Kinder. Das Maß ist die eigene Hand. Kleine Kinder – kleine Hände; große Kinder – große Hände.


Fazit

Mit der enormen Vielfalt an Brotsorten in Deutschland und den zahlreichen Variationsmöglichkeiten bei Getreide und Kartoffeln zur warmen Mahlzeit ist die Umsetzung der Empfehlung ein Leichtes. Brot, Getreideprodukte und Kartoffeln bieten Vielfalt, Abwechslung und Genuss für Kinder.


Quellen und weiterführende Informationen
  • Bundeszentrum für Erährung (BZFE) (Hrsg.): Das beste Essen für Kinder (Broschüre), Best.-Nr.: 1447/2018
  • Verbraucherzentrale e.V. NRW (Hrsg.): Bärenstarke Kinderkost, ISBN 978-3-86336-099-3, 2018
  • Dagmar von Cramm: Kochen für Kinder, Gräfe und Unzer Verlag GmbH, München 2008
  • Dagmar von Cramm: Das Veggie-Kochbuch für die Kita, Herder Verlag GmbH, Freiburg 2017
  • Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) (Hrsg.): Beim BfR nachgefragt: Pseudogetreide in der Säuglings- und Kleinkindernährung. DGE-Info 01/2016, im Internet unter dge.de (Zugriff 24.03.2021)





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