Empfehlungen für Streuobst im kommunalen Bereich

Im kommunalen Bereich ist die Anpflanzung von Streuobst, vor allem bei Ausgleichsflächen, beliebt. Streuobstwiesen weisen einen hohen ökologischen Wert auf. Auch das Landschaftsbild und der Erholungswert von Streuobstwiesen stellen wichtige Faktoren dar. Alte knorrige Obstbäume mit ihrem imposanten Eindruck prägen die Umgebung und üben auf den Menschen eine positive Stimmung aus.
Bei der Planung von Neuanlagen müssen die Obstarten und -sorten entsprechend den Standortverhältnissen und der späteren Nutzung ausgewählt werden.

Standortansprüche
Bereits bei der Auswahl der Obstarten werden viele Fehler gemacht. Die Standortansprüche der verschiedenen Obstarten sind zu berücksichtigen. Auf trockenen Standorten gedeihen in der Regel Apfelbäume nicht gut, da sie an den Standort bezüglich Wasser und Nährstoffen hohe Ansprüche stellen. Es gibt allerdings sortentypische Unterschiede, die aber bei den Streuobstsorten meist nicht bekannt sind. Dagegen wachsen Süßkirschen und Walnüsse auf trockenen Standorten recht gut und können hierfür empfohlen werden. Feuchte Standorte wie beispielsweise Feuchtwiesen vertragen die Süßkirschen nicht und reagieren mit Wuchsdepressionen bis hin zum Absterben des Baumes.

Sortenwahl abhängig von der Nutzung
Die Auswahl von Obstarten und –sorten hängt im Wesentlichen vom Standort und von der Nutzung der Streuobstwiese ab. Bereits bei der Planung sollte die zukünftige Nutzung bedacht werden, damit die Pflege und damit die Sicherung der Streuobstbäume gewährleistet ist. Beispielsweise sind säurereiche Apfelsorten wie z.B. Großer Rheinischer Bohnapfel für die Verwertung zu Apfelweinen und Apfelsaft geeignet. Dagegen ist Schöner von Boskoop als Mostapfel nicht geeignet. Der Slogan „Naturschutz durch Nutzung“ von Ministerin Margit Conrad bedeutet, dass die Streuobstbäume auch bewirtschaftet werden. Pflege und Nutzung sollen von Privatpersonen oder Vereinen bewältigt werden. Apfelsaftprojekte sind am bekanntesten, jedoch muss über andere Ideen und Konzepte für die zukünftige Nutzung nachgedacht werden. Wichtig ist auch, dass andere Obstarten wie Birnen, Süßkirschen, Zwetschen oder Walnüsse nicht vernachlässigt werden und so zu einer Artenarmut beiträgt. Daher ist den Kommunen dringend anzuraten, dass man sich vor der Pflanzung über die Auswahl der Sorten Gedanken macht.

Alte Sorten – neue Sorten
Bei der Auswahl der Sorten ist es wichtig, Sorten zu verwenden, die robust und wuchsfreudig sind. Den alten Sorten wird nachgesagt, sie hätten diese Eigenschaften. Doch dieses stimmt nicht immer. Aus der Sicht der Sortenerhaltung ist es richtig, dass alte Sorten gepflanzt werden sollen. Jedoch eignen sich nicht alle alten Sorten wie zum Beispiel Ananasrenetteoder Gelber Bellefleurfür die Streuobstpflanzung. Inzwischen gibt es eine Reihe von Neuzüchtungen im Handel, die teilweise für Streuobstanpflanzungen geeignet sind. Neue Sorten beispielsweise beim Apfel wie die Re-Sorten (Remo, Relinda, Retina) mit Resistenzen gegen Schorf oder Mehltau sind durchaus zu empfehlen. Ähnlich verhält es sich bei den neuen Sorten bei Zwetschen.

Sortenvielfalt
Bei der Planung der Streuobstwiese sind neben den bereits genannten Kriterien die Alternanz der Sorten sowie die Befruchtung zu berücksichtigen. Da die Sorten beispielsweise beim Apfel nicht jedes Jahr tragen (= Alternanz), ist es sinnvoll, verschiedene Apfelsorten zu pflanzen. Für die anderen Obstarten gilt Ähnliches. Zu berücksichtigen sind ferner die Befruchtungsverhältnisse. So gibt es beim Apfel diploide und triploide Sorten. Die Polleneigenschaften der triploiden Sorten sind meist zur Befruchtung ungeeignet; müssen aber, um selbst Äpfel tragen zu können, mindestens von zwei anderen diploiden Sorten mit guten Polleneigenschaften befruchtet werden. Leider sind die Polleneigenschaften und Befruchtungsverhältnisse bei den alten Apfelsorten und Birnensorten nur teilweise bekannt. Von daher empfiehlt es sich, eine Anpflanzung mit vielen verschiedenen Sorten einer Obstart vorzunehmen. Süsskirschen, Zwetschen, Pflaumen u.a. sind größtenteils auf Fremdbefruchtung angewiesen.

Pflanzgutbeschaffung
Die Beschaffung des Pflanzgutes ist häufig recht problematisch. Zwar gibt es in den Baumschulen eine Auswahl an Streuobstsorten, doch die Qualität der Obsthochstämme lässt häufig zu wünschen übrig. Das Problem liegt meist in der Ausschreibung, da oftmals schlechte Pflanzqualitäten über den billigsten Anbieter geliefert werden. Hinzu kommt das Problem der Sortenechtheit. Die meisten Sorten haben mehrere Synonyme. Da je nach Region und vor allem bundesweit verschiedene Namen für dieselbe Sorte existieren, kann es zur Verwirrung kommen, wenn eine bestimmte Sorte gewünscht wird.

Regional- und Lokalsorten
Regional- oder Lokalsorten sind für den Erhalt der Sortenvielfalt und für die kulturelle Historie von Bedeutung. Die Beschaffung dieser Sorten ist allerdings etwas schwierig, da sie in der Regel nicht im gängigen Sortiment der Baumschulen zu finden sind. Deshalb empfehlen wir eine Auftragsveredlung bei der Baumschule vorzunehmen. Nur so kann eine Sortenechtheit gewährleistet werden.

Landesliste und Regionale Liste des Landes Rheinland-Pfalz
Das DLR Rheinhessen-Nahe-Hunsrück, Bad Kreuznach hat in Zusammenarbeit mit dem Landesamt für Umwelt, Wasserwirtschaft und Gewerbeaufsicht Rheinland-Pfalz, Oppenheim unter Mitwirkung der Landesgruppe Rheinland-Pfalz NABU e.V., der Landesgruppe Rheinland-Pfalz des Pomologen-Vereins e.V. und des Arbeitskreises Historische Obstsorten der Pfalz eine Sortenempfehlung herausgegeben.


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